Ich bin mit einer gewissen Anspannung nach Frankfurt zur dritten Synodalversammlung gefahren. Bei dieser Synodalversammlung standen erstmals wichtige Texte zur endgültigen Abstimmung und ich war mir nicht sicher, ob diese Texte mit ihren zum Teil weitreichenden Forderungen insbesondere auch die bischöfliche Zustimmung erhalten. Dass schließlich der Orientierungstext, der Grundtext zu „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ und der Handlungstext „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“ auch mit der Zweidrittelmehrheit der Bischöfe angenommen wurden, hat mich sehr gefreut und ebenso erleichtert. Von der 3. Synodalversammlung geht so das deutliche Zeichen aus: „Wir haben verstanden“, wie es in Text zur Macht und Gewaltenteilung in der Kirche heißt. „Wir haben verstanden“ - so eine überwältigende Mehrheit der Synodalen -, dass grundlegenden Erneuerungen in der Kirche notwendig und möglich sind, um die strukturellen Defizite zu beseitigen, damit wir als Kirche unsere Botschaft wieder glaubwürdig vermitteln können. Es muss Schluss sein mit Missbrauch und systemischer Vertuschung! Die Hoffnungspunkte: „Öffnung des Zölibats? Sicher! Weihe für Frauen? Natürlich! Laienbeteiligung bei Bischofswahlen? Klar! Wertschätzung für queere Menschen und Paare? Logisch! Zivile Eheschließung für geschiedene und queere Kirchenleute ohne Kündigungsangst? Selbstverständlich!" Das lässt mich mit Zuversicht auf die weiteren Schritte schauen, zumal auch die anderen 11 Texte in erster Lesung zu diesen Punkten eine große Mehrheit erhalten haben – trotz dieser durchaus strittigen Themen. Zuversichtlich stimmt mich auch, dass schon jetzt Schritte der Veränderung auch in unserem Bistum gegangen werden können. So halte ich es für entscheidend, dass wir im Rahmen des pastoralen Wegs Anpassungen an der Rätestruktur hin zu einer noch deutlicheren synodalen Verfasstheit vornehmen, um Laien mehr an Entscheidungen für das Bistum zu beteiligen. Es muss Schluss sein mit der Angst von Beschäftigten kirchlicher Einrichtungen wegen der Verfolgung ihrer persönlichen familiären oder sexuellen Situation. Die Anspannung, mit der ich nach Frankfurt gefahren bin, war in der großen Messehalle zu spüren, auch weil allen Synodalen die Bedeutung der 3. Versammlung bewusst war. Umso mehr war die Erleichterung zu spüren, als die ersten Texte angenommen wurde und sich abzeichnete, dass die intensive inhaltliche Arbeit im Vorfeld wirklich Veränderungen führt. Wieder einmal hat mich die geistliche Atmosphäre in dem funktionalen Versammlungsraum beeindruckt. Frankfurt ist ein großer Erfolg und Zwischenschritt. Es gibt die Hoffnung, dass sich Kirche verändern kann. Die Vorlagen wurden von einer großen Mehrheit bestätigt: Drei Vorlagen endgültig, elf in erster Lesung angereichert zur Weiterarbeit empfohlen. Die Einhalte durch die geistliche Begleiterin und den geistlichen Begleiter und die gemeinsamen Predigt von Bischof Bätzing und ZdK-Präsidentin Stetter-Karp während der Eucharistiefeier am Freitag haben uns alle erfahren lassen, wie das spirituelle Zeugnis von Frauen den geistlichen Weg der Versammlung bereichern. So habe wir in der Gemeinschaft der Glaubenden in unserem Ringen um die Zukunft der Kirche gespürt, dass dieser Weg von Gottes Geistkraft begleitet ist – und dass uns trotz aller strittigen Themen mehr verbindet als trennt.
Thomas Kretschmer