1962 – „ein bedeutungsvolles und markantes Jahr“

Zeichnung Altarraum St. Josef

So hält es die Pfarrchronik von St. Josef fest. Im Oktober 1962 beginnt in Rom das II. Vatikanische Konzil. Im Februar 1962 ist die große Sturmflut in Hamburg, die ca. 300 Menschenleben fordert. Samoa erlangt seine Unabhängigkeit. Auf all das bezieht sich die Pfarrchronik nicht, sondern auf die Umgestaltung der Pfarrkirche St. Josef in Mühlhausen.

Die Chronik vermerkt: „Das Jahr 1962 wird in die Geschichte der Kirchengemeinde als ein bedeutungsvolles und markantes Jahr eingehen. Der langjährige Seelsorger der Pfarrgemeinde Dechant Ruppel hat es sich mit seinem Kirchenvorstand zur Aufgabe gestellt, die Pfarrkirche einer totalen Neugestaltung bzw. Renovierung zu unterziehen.

Schon über ein Jahr vorher wurde mit Architekten Gerlach, Dingelstädt, und Bauunternehmer Henkel die Renovierung vorbereitet. Erste Aufgabe war, den Altarraum insgesamt zu erhöhen und den Hochaltar von der Rückwand weg in die Mitte des Chorraumes zu stellen. Um beides zu ermöglichen, musste ein kühner Vorschlag gefasst werden, der vom Bauunternehmer Henkel und seinem Berater Laubenbach in Vorschlag gebracht wurde. An die alte Sakristei wurde ein Erweiterungsbau erstellt, um 32 cm erhöht, Durchbruch der Außenwand unterhalb des Fensters beim Marienaltar vorgesehen. Dieser Vorschlag stellte eine Ideallösung dar und fand die ungeteilte Zustimmung des Kirchenvorstandes.“

Folgende Bauarbeiten einmal zusammengefasst: Abbau der neugotischen Altäre, Kommunionbank und Kanzel. Sakristeianbau und Hebung des Chorraumniveaus um 32 cm, damit ein gleiches Flächenniveau Sakristei und Chorraum bestehen sollte. Die bestehende Tür von der „alten“ Sakristei wurde verschlossen. Errichtung des neuen Hauptaltars und der Seitenaltäre aus Travertin, die Altarplatte des Hochaltars wog 47 Zentner. Einbau neuer Fenster mit 15 verschiedenen Farbschattierungen, neue Kommunionbank, neuer Tabernakel, Apostelleuchter, Ambo und Taufstein.

Zeichnung Taufstein St. Josef

Dies ist einer von drei Entwürfen des Architekten Heinrich Gerlach. Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die Entwürfe nur geringfügig. Der Tabernakel steht auf dem Hochaltar.

Auf einer anderen Zeichnung sind verschiedene Modelle des Taufsteins. Der zweite von links ist zur Ausführung gekommen und fand seine Aufstellung wie in der obigen Zeichnung vorgesehen.

Zur Ausführung kamen zwei Seitenaltäre für Maria (links) und Josef (rechts).

Die Kommunionbank fertigte der in Friedrichroda lebende Kunstschmied Günter Reichert. Die verschiedenen Goldschmiedearbeiten sind von der Firma Adolf & Sohn in Burg bei Magdeburg hergestellt worden.

Am 25.11.1962 fand die Altarweihe durch Weihbischof Hugo Aufderbeck statt. Der Tabernakel stand bei er Altarkonsekration auf dem Altar. Das heißt, dass der Priester die Messe noch mit dem Rücken zum Volk zelebriert hat. Auf dem Bild hängt das große Kreuz im Altarraum, dass am 11. September 1966 eingeweiht wurde. So ist das Foto nach diesem Termin entstanden.

1965 endete das II. Vatikanische Konzil, das die Erneuerung der Liturgie beschlossen hatte, so auch die Änderung der Zelebrationsrichtung. Der Priester sollte dem Volk zugewandt sein und hinter dem Altar stehen. Der Tabernakel musste versetzt werden. Bis die Umsetzungsrichtlinien die Gemeinden erreichten, dauerte es einige Jahre. Für die Pfarrkirche ist diese Änderung nicht in der Chronik verzeichnet, die Bonifatiuskirche findet Erwähnung. 1972 wurde sie nach den neuen liturgischen Richtlinien umgestaltet. So lässt sich vermuten, dass zuvor in der Josefskirche der Tabernakel vom Altar genommen wurde und rechts im Altarraum auf eine Stelle gestellt wurde.

Weitere Bauarbeiten: 1963 elektrische Liedanzeige und ab September 1963 Ausmalung der Kirche durch „Drei Schilde“ bis kurz vor Weihnachten,

1964 Erneuerung der Empore mit Einbau des Windfanges

Künstler: Heinrich Gerlach, 10.09.1910 – 31.01.1982, Architekt und Berufschullehrer, Studium in Weimar, Dingelstädt/ Glasmalerwerkstatt und Kunstglaserei Rolf Stockinger, Leipzig/ Günter Reichert, 6.01.1934 – 16.11.2009, Kunstschmied, Friedrichroda/ Goldschmiede Adolf & Sohn, Burg bei Magdeburg

Pfarrer Andreas Anhalt

Altarraum St. Josef in den 60iger Jahren

St. Josef Altarraum

Weitere Informationen aus der Kirchengemeinde